Mein Schreibsommer 2025

Was ist schöner als Urlaub? Schreiburlaub! Das Konzept: Schreiben mal nicht als Alltag zwischen Wochenenden und ‚Brotjob‘ begreifen, sondern als etwas Wunderbares, das in die Erholungsphasen passt. Manchmal habe ich das Gefühl, mich für meine Teilzeitarbeitsstelle rechtfertigen zu müssen. „Naja“, betonte ich immer wieder,„ich drehe die restliche Zeit der Woche nicht Däumchen, liebe Leistungsgesellschaft. Ich arbeite ja an einem Roman. Und verdammt, das ist Arbeit“. Aber weißt du was? Es ist mir immer egaler, was die Menschen darüber denken. Ich liebe das, freischreiben zu können – es darf erholsam sein.

Also zolle ich seit diesem Sommer wieder dem kreativen Prozess sein Tribut. Das bedeutet: Zuallererst gebe ich mir den Freiraum, den Tag schön langsam zu starten. Ich lasse mich von Büchern und Podcasts inspirieren. Ich richte es mir gemütlich ein, und mache schöne Bewegungspausen. Und siehe da, es kommen die besten Ideen. Der Erkenntnis „Oh, ich muss Freizeit und Entspannung nicht von meinem Autorinnendasein trennen, um mich vor der Leistungsgesellschaft zu rechtfertigen“, füge ich hinzu: „und so bin ich nicht nur glücklicher, sondern auch produktiver“.

Okay, jetzt zu den Schreiburlauben. Ich hab diesen Begriff im Schreibsommer 2025 so häufig genutzt, dass meine Freunde und Familie durcheinander gekommen sind. Also alles richtig gemacht!

Schreibsommer Stop 1: See, Wald und Ruhe

„Willst du mit uns einen Schreiburlaub machen?“ fragen mich zwei Freundinnen, Teil unserer Autor*innengruppe. Und so hat der Schreibsommer richtig angefangen. Meine freien Tage mit Arbeiten verbringen? Hm. Mit zwei Schreibfreundinnen jeden Tag in unseren Romanen versinken, planen, plotten, Welten bauen? Ja! Selten bin ich in kurzer Zeit so weit gekommen und habe mich dabei so wohl gefühlt. Was neben den tollen beiden Menschen auch an dem Ort lag: Ein kleiner See mit Steg, ein moosiger Zauberwald mit sich hindurch schlängelndem Bach, eine großzügige Ferienwohnung. Ganz in der Nähe meines Wohnorts, und doch weit weg genug 🙂

Dort hatte ich dann einen kleinen Durchbruch: Ich habe mit meiner Protagonistin gesprochen. Also sozusagen. Vor einigen Monaten bin ich bei der Recherche auf eine Österreicherin gestoßen, die mal Salsa-Vizeweltmeisterin war. Eine Frau, die vor Lebensfreude sprüht und für ihr Leben gerne tanzt. So ist meine Protagonistin Marissa auch. Also habe ich sie um ein Interview gebeten und zwei Tage später schon mit ihr gezoomt! Was sie von Salsa und Mittelamerika und ihrem Tanzpartner erzählt hat, war so unglaublich inspirierend. Und sie war meiner Protagonistin so verrückt ähnlich, dass es fast gruselig war. Als würde ich ein Buch über sie schreiben 😜 Die nächsten Tage konnte ich kaum etwas anderes tun als schreiben, plotten, weiterschreiben. Ich stelle fest: Recherche kann unglaublich inspirieren.

Schreibsommer Stop 2: Die Eifel

Eigentlich hätte es danach mit meinem Freund nach Nordfrankreich gehen sollen. Aber der Sommer 2025 war ziemlich verregnet. Also haben wir in letzter Minute storniert und sind in die Eifel gefahren – kontinentaleres Klima, mehr Sonne und so 🙂 Die Rechnung ist definitiv aufgegangen. Der grobe Tagesablauf: Spätes Frühstück, Schreiben, Wandern, Sauna, Abendessen. Mehr hab ich nicht gebraucht. Mein Körper war in der Eifel und ziemlich zufrieden. Mein Kopf hingegen war in Panama, wo ein Großteil der zweiten Hälfte meines Romans spielt. Ach ja, wir waren auch einmal im Phantasialand und bin das erste Mal seit Jahren Achterbahn gefahren. Ähm, Hilfe!

Schreibsommer Stop 3: Ein alter Kotten

Das war, gelinde gesagt, ein Abenteuer und vielleicht hätte ich vor Ort eine Gruselgeschichte schreiben sollen 😉 Mit meiner Autor*innengruppe durfte ich ein Wochenende in einem alten Kotten (= ein norddeutsches Bauernhaus) verbringen. Das war der Höhepunkt unserer zweiwöchigen „Summer School“, in der wir gegenseitig mit Workshops unser Wissen erweitert haben (meinen Workshop habe ich zur Szenengestaltung gemacht und dabei viel Hilfe von tollen anderen Blogs bekommen, vor allem diesem 🙂

Also, warum Horror? Weil ich eine Spinnenphobie habe. Der alte Kotten ist die meiste Zeit des Jahres nicht bewohnt, oder, sagen wir, nicht von Menschen. Ich kam zwar vorbereitet mit einem Handstaubsauger (es wurde keiner Spinnen etwas zuleide getan), aber nicht vorbereitet auf das Ausmaß meiner Phobie. Also lag ich abends auf der Matratze in dem ausgebauten Heuboden, versuchte mich in den Schlafsack zu kuscheln und zu schlafen, die Zimmerdecke in Kriechhöhe über mir, frisch von allen Langbeinern befreit. Leider war ich bei der Befreiungsaktion dabei, und ich glaube, das war der Fehler. Jedes Mal, wenn sich meine müden Lider schlossen, blitzten vor meinem inneren Auge lange Beine und schwarze Körper. Sie sind direkt über meinem Kopf, und sie fallen auf mich. Das war mein Gefühl. Und zack, war ich wieder wach. Das ging stundenlang so, bis mein verzweifelter, erschöpfter Geist nach mehreren Einschlafmeditationen und Podcasts aufgab und mir doch noch vier Stunden Schlaf gegönnt wurden.

Schlaf nachholen am Tag. Wer fotografiert sowas? 😆

Jetzt verstehe ich Menschen mit Schlafproblemen besser. Ihr habt mein Mitgefühl!

In der zweiten Nacht durfte ich mit einer Freundin tauschen und unter einem Moskitonetz schlafen. Also saß ich beruhigt mit den anderen am zweiten Abend im alten Kaminzimmer am Kaminfeuer, natürlich auf einem Sessel – und schrieb. Eine gute Gelegenheit, mal wieder ein Kapitel, das in Deutschland spielt, anzufangen. Und weil es so naheliegend war, dürfen Herr Brot und eine Protagonistin namens Alina in diesem Kapitel vor dem prasselnden Kaminfeuer sitzen 🙂

Das Kaminzimmer

Schreibsommer Stop 4: Schwarzwald

Fast alle wichtigen Freundinnen aus dem Studium wohnen in der Nähe von Freiburg am Rande des Schwarzwalds. Ich hab meinen Allerwertesten im September nach Jahren endlich mal wieder dorthin bewegt und konnte den Besuch mit einem – wer hätte es gedacht – Schreiburlaub verbinden!

Man stellt sich das so romantisch vor, eine Schriftstellerin einsam im Schwarzwald, umgeben nur von Natur und Buchstaben. Okay, vielleicht war da eine Straße und ein REWE in der Nähe, und durch die schönen Besuche war ich nicht gerade einsam. Aber: Romantisch war es für mich wirklich. Meinen Kaffee morgens lesend oder schreibend im Sessel vor dem alten Kachelofen und der holzvertäfelnden Wand zu genießen, nachmittags eine Wanderung zu Ziegen und Pilzen, abends im Kerzenlicht weiterschreiben. Es war genau die richtige Mischung aus Zivilisation und Zurückziehen, aus Gemeinschaft und Ganzalleinsein, aus Rummel und Ruhe. Und wo spielt das Kapitel, das ich dort geschrieben habe? Im tropischen Panama. Ja, ganz logisch 🙂

Schreibsommer Stop 5: Heimat

Der nächste Stop hieß Ulm. Oder besser gesagt ein Dorf auf der Schwäbischen Alb, wo Schmetterlinge und Schnecken ihr Unwesen treiben – und fotogene Heuschrecken! Und ich, bis vor einigen Jahren.

Während mein Vater arbeiten war, habe ich es mir zwischen den schönen flatternden und kriechenden und springenden Zeitgenossen auf der Terrasse gemütlich gemacht (ein paar Spinnen hatte ich auch auf dem Radar, aber die waren entfernt genug 😁) und habe im letzten Sommer-Sonnenlicht, ja, du ahnst es, geschrieben.

Dass das so gut geklappt hat, hat nicht nur die Leute überrascht, denen ich es erzählt habe. Mich selbst auch 🙂 Ein paar Pro-Tipps, wie ich Familien-/Freund*innenbesuche mit Schreiben verbinden kann und mein Merkzettel für nächstes Mal:

  • Erwarte nicht, die ganze Zeit mit ihnen zu verbringen. Freue dich stattdessen, zwischendurch auch Zeit mit deinen Protagonist*innen zu verbringen.
  • Nimm dir einen großen Zeitraum – also besser, z. B. eine Woche für zwei Besuche, als nur ein verlängertes Wochenende, und nein, das ist keine Verschwendung von Urlaubstagen, sondern das Gefühl, wirklich Zeit zu haben. Für den Roman und für die Menschen.
  • Nimm einen Zeitraum, in dem die Familie und Freunde zwischendurch auch mal beschäftigt sind. 😀

Und nicht zuletzt das Mindset: Schreiben ist zwar Arbeit, aber passt wie gesagt auch in Erholungsphasen 🙂

Sie hat eine halbe Stunde lang posiert. Ich hoffe du hast keine Heuschreckenphobie. Sonst: sorry.

Was noch?

Außerdem eine große Empfehlung für einen Schreibsommer (und generell): Zum Frühstück etwas zum Thema Schreiben hören oder lesen. Ich habe zwei Wochen lang mit Marc-Uwe Kling gefrühstückt und mich durch seinen Podcast „Schreiben und Schreddern“ inspirieren lassen. Wenn ich einen Surfurlaub gemacht hätte, wären meine Inspirationen vielleicht YouTube-Videos von Surfern gewesen. So war es Marc-Uwe, der häufig mit Autor*innen darüber spricht, warum sie im Zug kein Wort schreiben können (Hä, ich kann das schon! Außer er hat eine Riesenverspätung, was natürlich mehr als einmal der Fall war :D) und ob sie alles durchplotten oder einfach drauflosschreiben. Die ganz normalen Dinge des kreativen Prozesses und des Wahnsinnsprojekts Bücher schreiben.

Zuguterletzt war ich zwischendurch hier und da auch zu Hause in Osnabrück. Praktischerweise war es dann eher nass und grau. 😀 Da hat sich das Sofa gefreut, eine stetige Besucherin mit Laptop auf dem Schoß zu haben. Ein verregneter Sommer macht mir nicht so viel, wenn ich schreiben kann. Er hat mich richtig weit gebracht! Wie weit ich bin schreibe ich im nächsten Blogartikel. 🙂

Kommentare

6 Antworten zu „Mein Schreibsommer 2025“

  1. Sabrina

    ich hab deine Blogeinträge schon vermisst, umso schöner zu lesen wie du deinen Sommer mit Schreiben verbracht hast! Wie bist du zu deiner Autorengruppe gekommen – waren das bereits vorher Freunde oder hat es sich durch die gemeinsame Mission so ergeben? 🙂

    1. Ach so eine treue Leserin zu haben ist so schön ☺️🥰 Vielleicht kommt im Herbst bisschen mehr vom kuscheligen Sofa aus, aber einmal pro Monat halte ich wohl nicht ganz ein 😜 Zur Autorengruppe bin ich über eine Osnabrücker Lektorin gekommen, die ich einfach mal angeschrieben habe. Über sie habe ich jemanden kennengelernt, der dann wiederum auf die Gruppe stieß und mich mitgenommen hat. Die Gruppe gibt es schon ein paar Jahre, ursprünglich eine Uni-Initiative. Und ist wirklich das Beste, was mir hätte passieren können. 😍

  2. Maud

    Klingt nach einem absolut genialen Sommer =) Da ist ja echt alles mit dabei gewesen, ob Familie, Freunde, Mut fürs Ganzalleinsein und ganz bewusst Raum und Zeit für das Kreativsein zu haben. Ich bin ein Fan =D Gibt es spezielle Musik, die du gern beim Schreiben hörst? Mir sind deine Kopfhörer aufgefallen =D Oder sind die zum Unterdrücken von Geräuschen?

    1. Das kann ich mir gut vorstellen, diese Mischung ist für uns beide ja ähnlich gut 😁😊💗
      Gute Frage! Genau diesen Sommer hab ich auch festgestellt, wie gut ich mit Musik in den Schreibflow komme. Ich habe vor allem eine Playlist gehört, die den Namen meiner Hauptprotagonistin trägt, und sie hört viel Salsa 😁💃

  3. Hach, diese Schreibsommer-Stopps sind ja unglaublich! 📚💨 Von Spinnen im Kotten, die mir die Augen zu machen versuchen (gruselig, wirklich!), bis hin zum Romantik-Kuschel-Feeling im Schwarzwald – man lernt als Autor*in alles! 👍 Die Idee, auch bei Besuchen zu schreiben, ist brillant, fast schon ein bisschen verrückt, aber super! 😄 Und der Podcast-Tipp? Beeindruckend! Manchmal braucht man ja wirklich eine andere Perspektive, bevor man wieder in die panamaische Tropik eintauchen kann. Ein wirklich unterhaltsamer Einblick in den „Wahnsinn des Schreibens! 😉📖

  4. 🧠 Run data, not vibes—use Football prediction software to test strategies, simulate outcomes, and spot mispriced lines across leagues and cups in minutes.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert